Programm
Edward Elgar (1857-1934)
Serenade für Streichorchester Op. 20
- Allegro piacevole
- Larghetto
- Allegretto
- Einführung
Benjamin Britten (1913-1976)
Serenade für Tenor, Horn und Streichorchester Op. 31
- Prologue
- Patoral
- Nocturne
- Elegy
- Dirge
- Hymn
- Sonnet
- Epilogue
Gustav Holst (1874-1934)
Sinfonia Nr.17 D-Dur (arrangiert nach dem Streichquartett Nr.17 von Paul Angerer)
- Jig
- Ostinato: Presto
- Intermezzo: Andante con moto - Vivace
- Finale: Allegro
Beschreibung
In England kam es Ende des 19. Jahrhunderts zu einer regelrechten Renaissance der englischen Musik. Das gesamte Feld des englischen Volksliedes und der altenglischen Musik wurde nun gesichtet, wiederbelebt und neu gewertet. So entwickelte sich ein typischer angelsächsischer Stil der neben der Einbeziehung von Volksliedthemen aus einer Synthese von klassischer Form und romantischem Geist besteht.
In diesem Umfeld ist die Serenade für Streichorchester op.20 von Edward Elgar (1857-1934) zu positionieren: 1892 entstanden, erfolgt der Einfluss der „zeitgenössischen“ romantischen Musik (Wagner, Mahler, Strauss etc.) nur mit Zurückhaltung. Elgar - als Komponist Autodidakt - war u.a. Professor an der Universität von Birmingham und einer der bedeutendsten Vertreter der Spätromantik. Er wurde in England hoch verehrt, zum Ritter geschlagen, geadelt und gehörte zu der Generation der Wegbereiter für Komponisten wie etwa Benjamin Britten. Seine Streicherserenade ist ein sehr schönes Beispiel für klangvolle, spätromantische Streichermusik mit musikalischem Empfindungsreichtum, sehnsuchtsvollen Melodiesprüngen und strahlenden Klangstrukturen.
Benjamin Britten (1913-1976) stößt mit seinem Schaffen dann - deutlich hörbar - bereits in die eigenständige englische Moderne vor. Als Sohn eines Zahnarztes genoss er eine umfangreiche musikalische Ausbildung (Klavier, Viola, Dirigieren, Komposition) am „Royal College of Music“ in London und war auch als außerordentlicher Pianist und Dirigent bekannt. Seine 1943 entstandene Serenade op.31 komponierte er für zwei befreundete Solisten, den Tenor Peter Pears und den Hornisten Dennis Brain. Er vertonte dabei beliebte englische Gedichte aus 5 Jahrhunderten, deren gemeinsame Themen nächtliche Stimmungen und Gedanken sind (Prolog, Sonnenuntergang-Alter, Schatten-Echospiel, Blumenwelken-Tod, Nacht-Jüngstes Gericht, Dämmerung-Hymne an Diana, Schlummer-Erlösung, Epilog). Das Horn wird vorwiegend als Symbol romantischer Naturstimmungen eingesetzt, bei Prolog und Epilog (hinter dem Podium zu spielen) beschränkt sich das Klangmaterial ganz auf die natürliche Obertonreihe.
Gustav Holst (1874-1934), ein Zeitgenosse von Edward Elgar, durchschnitt als Vertreter einer englisch-nationalen Stilrichtung und „Volksliedbewegung“ mit seine Schaffen die Bande, die die englische Musik mit Europa verband. In der „St.Paul´s Suite“ verwendet er beispielsweise viel musikalisches Material aus der englischen und schottischen Volks- und Volkstanzmusik (z.B. „Greensleeves“ im letzten Satz). Holst wendet sich mit Vorliebe auch an die Liebhaber der Musik. Nach seiner Pianisten-Karriere war er ab dem Jahre 1903 als Musiklehrer an der Londoner „St.Paul´s Girls´ School“ tätig und konzipierte viele seiner Werke für den Unterricht. So entstand 1913 auch die „St.Paul´s Suite“ für die Streicher des Schulorchesters. Dass in England, bedingt durch ein hervorragendes Bildungssystem eine bis heute andauernde hohe Kultur der Streichmusik und Streicherschule begründet wurde, darf allerdings nicht unerwähnt bleiben: Schulorchester von so hoher Qualität und Leistungsfähigkeit gab und gibt es nur selten.
Markus Ellensohn